Wohin mit meiner Wut? Wut Teil I

14.09.2023

"Jede Kritik, jedes Urteil, jede Diagnose und jeder Ausdruck von Wut ist der tragische Ausdruck eines unerfüllten Bedürfnisses."


Wenn du dieses Zitat liest, wie fühlst du dich dann? Welche Gedanken kommen dir in den Sinn?

Wenn wir bestimmte Vorstellungen oder Erwartung an Situationen haben, kann es passieren , dass wir in ein sog. fixed mindset kommen und nicht mehr offen für unsere Mitmenschen oder auch für uns selbst sein können. Wir geraten in einen Strudel aus Gedanken und Emotionen.

Manchmal passiert das auch, wenn wir überfordert oder hilflos sind,. 

Wenn wir unser Gegenüber einfach nicht verstehen können, etwas zu langsam geht oder nicht so gemacht wird, wie wir das gerade wollen.

Da kann es schon mal sein, dass ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch steht, gell.

Wenn dieser Vulkan tatsächlich ausbricht, sagen oder tun wir Dinge, die wir in dem Moment nicht mehr "händeln" können. 

Danach passiert es häufig, dass wir uns schämen. Warum?

Dazu gibt es auch eine Beitrag von mir: Schuld


Nehmen wir an, bei dir kommt Wut hoch.  Der Vulkan bricht aus.

Du bist so wütend auf dich selbst oder dein Gegenüber.

Was machst du dann?

Gehst du vielleicht ins Schuld-Denken?

"Der muss doch wissen, dass das so nicht geht!!"

"Er/Sie weiß doch, dass ich das hasse/nicht mag!!"

"Sag mal, kannst du nicht aufpassen, du ...."


Oder kommen Gedanken bzw. Sätze wie;

"Das darf doch nicht war sein!!"

"DU REGST MICH SOOOO AUF!!!"

"Du bist sowas von dumm!! Dümmer geht´s nicht!"

"Sag mal checkst du noch???"


Oder geht es  sogar ins körperliche, wie schubsen, wegstoßen...


Oder gehst du nach innen und beschimpfst dich, redest dich selbst schlecht usw.?


Was macht dein Kind, wenn es wütend ist?


Dürfen wir denn eigentlich wütend sein?

Ja klar. Also das denke ich zumindest. Was denkst du?


Wut ist für mich ein starkes Zeichen, dass gerade etwas nicht stimmt

Das bei mir gerade etwas, was mir sehr wichtig ist, unerfüllt ist. 

Das gerade bei meinem (wütenden) Gegenüber etwas unerfüllt ist. 

Die Wut ist in Ordnung. Nur welche Handlung oder Worte daraus entstehen, sind vielleicht nicht gerade "gemeinschaftskompatibel" bzw. nicht kompatibel mit mir anderen wichtigen Bedürfnissen. 

Es geht wieder darum die Verantwortung für mich und mein Tun zu übernehmen bzw. gut für mich zu sorgen. 

Wenn Kinder wütend werden, hat auch das einen Grund. Da gilt es hinzuschauen, was beim Kind gerade los ist. Es weiß sich gerade nicht anders zu helfen, als wütend zu werden. Was hätte es gebraucht? Wir als Erwachsene dürfen hier die Verantwortung übernehmen, dem Kind die Hand zu reichen und zu schauen, was es gerade braucht und später zu schauen, welche Handlungen bei Wut in Ordnung sind. Dem Kind Ideen geben, was ihm helfen könnte.

Aus meiner Sicht ist es wenig hilfreich, das Kind z.B. aufs Zimmer zu schicken mit den Worten "Du kommst erst wieder, wenn du dich beruhigt hast." Was lernt es daraus: Ich bin nicht okay.

Das Kind ist okay. Das Kind ist wütend. Warum? Was braucht es, um sich einerseits zu beruhigen und anderseits um gut für sich zu sorgen.


Egal ob Erwachsener oder Kind: Hinter der Wut steckt ein anderes tieferes Gefühl, was noch genauer auf ein unerfülltes Bedürfnis hinweist. 

Vielleicht geht es gerade um Grenzen wahren. Hinter Wut konnte das Gefühl "Ich bin gerade hilflos, weil ich nein gesagt habe aber nicht ernst genommen werde. Ich habe alles probiert, weil mir meine Grenzen wichtig sind. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll." Um sich zu schützen, kann dann die Wut kommen.

Vielleicht geht es gerade um Akzeptanz. Hinter der Wut konnte das Gefühl "Ich bin gerade traurig, weil ich gerne so angenommen werden möchte, wie ich bin. Ich habe schon so lange um Akzeptanz gekämpft. Es klappt nicht." Ich werde wütend und dabei laut, um endlich gehört zu werden.

Vielleicht geht es gerade einfach um Schutz. Hinter der Wut steckt das Gefühl "Ich bin verzweifelt, weil mir Unterstützung fehlt." Ich reagiere mit Wut, weil mir das gerade Schutz erfüllt.

Vielleicht geht es gerade um Einfachheit und Leichtigkeit. Hinter Wut steckt das Gefühl "Ich bin überfordert, weil ich verstanden werden will und endlich das Thema abschließen möchte." Ich habe gerade keine andere Idee, als wütend zu werden.


Du hast bis hierher gelesen. Ich bin neugierig, was du jetzt über Wut denkst. Magst du mir schreiben?

info@empathisches-coaching.bayern


Ich freue mich sehr, dass du meinen Artikel gelesen hast. Das berührt mich, 

weil ich Sinnhaftigkeit und Interesse erlebe. Dankeschön.


Liebe Grüße,

Silvia


Zum Thema  Ärger habe ich schon einen Artikel verfasst. Magst du ihn lesen? 

Über diesen Link kommst du zu dem Artikel: "Was hat Ärger mit unseren Gedanken zu tun?"