Die Freeze-Taste und mein innerer Ärger

24.10.2024

"Alle Dinge, die es wert sind, getan zu werden, sind es auch wert, unvollkommen getan zu werden."

Marshall Rosenberg 

Freeze-Taste und mein innerer Ärger. Was hat es damit auf sich, fragst du dich vielleicht...

Ich mag heute erzählen, was mir letztens passiert ist, wie ich damit umgegangen bin. Ich mag aufzeigen, wie schnell das "alte Denken daher" kommt und die Gewaltfreie Kommunikation mir dabei hilft, in die Empathie und Verbindung zu kommen.

Ich war letztens mit meiner Kollegin zur nächsten Einheit unseres Zivilcourage Kurses "Mut Tut Gut" (weitere Infos dazu s. auf meiner anderen Webseite: empathisches-coaching) in einer Grundschule.

Ich lege meine Utensilien, die ich für den Kurs benötige, immer auf das Lehrerpult. Dort steht auch die sog. Doku-Kamera. Ich finde sie sehr praktisch und nutze die Kamera z.T. auch. In der einen Klasse war sie noch an. Genau da, wo die Kamera ist, ist mein Platz für meine Utensilien. Ich legte meine Sachen dort hin und war unsicher, ob die Schüler es dann an der Wand, wo das Bild hin projiziert wird, sehen. Der Lehrer erklärte mir, dass das letzte Bild gefreezt ist und somit nichts von meinen Dinge zu sehen ist. Er erklärt mir, dass wenn ich sie nutzen will, ich einfach die Freeze Taste drücken kann und schon sehen die Schüler, was ich zeigen möchte. 

Wir hatten fertig gesprochen, der Lehrer ging zu seinem Stuhl und plötzlich drückte ein Schüler die Freeze Taste und ging zu seinem Platz. Meine Unterlagen wurden an die Wand projiziert, was nicht dramatisch war und gleichzeitig können die Schüler sehen, was wir an dem Tag vor haben, weil ich immer Notizen dabei habe. 

Der Schüler drückte also die Freeze-Taste und schwupp waren sie da...

Die "alten" Gedanken und Meinungen: Ich dachte: "Das kann ja wohl nicht wahr sein. Drückt der einfach den Knopf. Was denkt der sich eigentlich. Eine Frechheit. So was unverschämtes. Der will mich wohl ärgern." Ich hörte meinen Gedanken (meiner inneren Wolfsshow) zu. Erst war ich überrascht, dann musste ich lächeln, weil es wirklich spannend ist, was da alles kommt.

Dieses Zuhören dauert bei mir nicht mehr allzu lange, weil ich die Gewaltfreie Kommunikation trainiere und übe. Früher hätte ich entweder dem Schüler gesagt, wie sehr er mich verärgert hat oder ich hätte meinen Ärger für mich behalten.

Die GFK hat mir einen anderen neuen Weg gezeigt:

"Jeder Mensch ist daran interessiert am Wohlergehen Anderer beizutragen." 

(Eine Grundannahme in der GFK)

Ich habe mir meinen Ärger angehört, mein Ärger war verflogen und ich konnte in diese Haltung kommen. Dann ist es bei mir meistens so, dass ich neugierig werde.

Wir haben immer einen guten Grund, warum wir so und so handeln.

Ich fragte den Schüler: "Du hast gerade die Freeze-Taste gedrückt und wir können meine Unterlagen sehen. Mich interessiert, was dein Grund war, das zu tun. Magst du mir das sagen?"

"Mmmmh... " "Ich bin wirklich neugierig. Magst du erzählen, warum du den Knopf gedrückt hast." "Ich dachte du brauchst die Kamera." "Ah okay, wolltest du mir helfen?" "Ja." "Okay. Das freut mich und weißt du, was mir wichtig ist?" "Nein." "Ich möchte gefragt werden, ob ich sie jetzt brauche, weil ich die Kamera eigentlich erst später nutzen mag." "Ach so. Okay." Der Schüler lächelte und ich ebenso.

Das war für mich wieder berührend und faszinierend. Weißt du, warum?

Ich konnte etwas vom anderen erfahren, ihn kennenlernen und ich konnte von mir erzählen, was mir wichtig ist. Wir waren in Verbindung und ich hatte den Eindruck, dass unser Austausch uns beiden wohl getan hat. Das hat mich berührt.

Fasziniert hat mich (wieder), dass dieses Gespräch soooo anders ist, als die Gespräche in meiner "alten" Sprache, dass ich mich wohler fühle und ich auf Augenhöhe bin. Wir uns gegenseitig gehört haben und mein innerer Ärger schon vor dem Gespräch nicht mehr vorhanden war.


Das und noch so vieles mehr ist Gewaltfreie Kommunikation.

Wertschätzende und empathische Kommunikation auf Augenhöhe.


Ich gebe nicht nur Workshops, Schulungen, Coachings und Kurse in GFK. Ich lebe sie mehr und mehr und ich will jeden Tag weiter dazu lernen. Ich lerne jeden Tag mehr dazu, 

Ich erlebe in jedem Augenblick, in dem ich die Haltung lebe und die Sprache der Gewaltfreien Kommunikation spreche, wie sehr sie mich mit mir und anderen in Verbindung bringt. Wie zwischen Menschen Verständnis entsteht, Entlastung, Freude und innerer Frieden. Dafür bin ich dankbar.

Ich habe tatsächlich noch nichts gelernt, was mich in meinem Leben so sehr bereichert hat, wie die GFK.
Ich finde den Namen "Sprache des Herzens" noch treffender, als den Ursprungsnamen.


Hast du Lust, dir die GFK mal anzuschauen, reinzuschnuppern?

Dann schau mal hier:

Akademie Blickwinkel 

(Dort habe ich meine Aus- und Weiterbildungen gemacht. Bei Andi Schmidbauer und Ingrid Holler)

und hier:

Netzwerk Gewaltfreie Kommunikation München

(Da bin ich als Trainerin gelistet. 
Schau gerne bei den GFK Tagen im Januar oder im Sommer vorbei)

und hier:

Netzwerk Gewaltfreie Kommunikation Augsburg

sowie viele weitere Möglichkeiten.

Schau gerne z.B. in meinen GFK Kursen bei der VHS Penzberg vorbei. 

Herzensgrüße

Silvia