Beobachtung - der 1. Schritt in der Gewaltfreien Kommunikation
Der 1. Schritt in der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B.
Rosenberg.
Die Beobachtung.
Wer war Marshall B. Rosenberg?
Dazu später mehr.
Warum finde ich auch den ersten Schritt der Gewaltfreien Kommunikation
wertvoll?
Wenn wir uns vor Augen halten, wie oft wir Gedanken haben wie z.B.:
-"Kann der nicht mal freundlicher sein?"
-"Was ist denn mit dem los?"
-"Jetzt ist mir das schon wieder passiert!"
-"Der hat sie ja wohl nicht mehr alle."
-"Das ist so rücksichtslos. "
-"Du hängst aber ganz schön rum."
-"Der hat das mit Absicht gemacht, um mich zu ärgern/fertig zu machen."
u.v.a.
Fallen dir Situationen ein, in denen du bewertest, verurteilst oder einfach
interpretierst und überzeugt bist, dass das so ist?
Es gibt eine Tee-Werbung, die humorvoll zeigt, wie wir Menschen interpretieren
und komplett falsch liegen können:
Im Supermarkt. Ein langes Tee Regal. Davor stehen drei Männer und schauen zu
zwei Frauen, die zu ihnen schauen. Die Männer hören, wie die Frauen sagen:
"mm, Wow..." "mhmmm" "Da ist ja einer leckerer als der
andere..." Die Männer lächeln daraufhin. Sie denken anscheinend, dass sie
gemeint sind, so ihre Interpretation/Gedanken. Was passiert dann?
Eine der Frauen geht in Richtung der Männer. Die Männer lächeln noch mehr.
Die Frau: "Darf ich mal..." und greift zum Tee Regal. "(Teesorte), lecker."
Da hat die Interpretation nicht zur Realität gepasst, gell. Das ist eine
humorvolle Situation. Es gibt viele Situationen, die leider nicht humorvoll
sind. Die durch Verurteilung, Bewertung, Interpretation unangenehmen Gefühlen
und Streit oder Gewalt verursachen können. Daher ist aus meiner Sicht der
ersten Schritte der GFK so wertvoll und auch erleichternd. Beobachtung basiert auf Tatsachen, was sehe/höre ich, was auch jeder andere sehen/hören
kann? Was würde die Kamera sehen/aufnehmen? Nur das.
EINFACH NUR DAS.
Ich frage bei Menschen auch mal nach, ob meine Gedanken zu einer Situation mit
ihnen richtig war und ich werde immer wieder überrascht, weil ich daneben
liege.
Unsere Gedanken machen ein Bild, das entsteht, weil wir unsere
Erfahrungen, Erziehung, Erlebnisse und auch unsere (Epi-)Genetik immer mit dabeihaben.
Daraus entstehen unsere (Wahrnehnumgs-)Filter. Aus all dem entsteht unser
Denken und daraus entstehen Interpretationen, eigentlich einfach Vermutungen.
Es ist unsere Wahrheit - unsere Wahrnehmung.
Wenn wir damit
achtsam umgehen, bewusst die Kamera (1. Schritt: Beobachtung) nutzen und uns
einfach nur folgende Fragen stellen "Was sehe ich? Was höre ich?", wenn wir das machen, kommen wir
(leichter) weg von Be- und Verurteilungen, weg von Missverständnissen. Der Weg
ist (wieder) frei, um in Verbindung mit sich selbst und den Mitmenschen zu
gehen. Vielleicht in Kontakt und Austausch, indem wir nachfragen...
"Ich habe gesehen, dass du... und gehört wie du... gesagt hast. Ich
bin nun unsicher, ob ich das so verstanden habe, wie du es meinst. Magst du
hören, was ich gedacht habe und mir sagen, ob ich es so verstanden habe, wie du
es meinst?"
Ja, das ist lang und es geht kürzer. Gleichzeitig wollte ich dir zeigen, wie
wir gut in Verbindung kommen können.
Z.B. mit einer Bitte, die immer ein Nein verträgt.
Die Bitte/Handlung ist der 4. Schritt. Dazu komme ich in einem anderen Blogartikel.
Herzliche Grüße
Silvia
Wer war Marshall B. Rosenberg?
Marshall
Rosenberg, der Begründer der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) wurde 1934 in
Canton, Ohio (USA) geboren. 1943 zogen seine Eltern nach Detroit, wo Marshall
als 9-jähriger Junge in der zweiten Woche nach seiner Ankunft in seinem neuen
Wohnviertel gewaltsame Rassenkonflikte hautnah miterlebte. Diese kosteten mehr
als vierzig Menschen das Leben. Seine Familie verließ drei Tage lang aus Angst
nicht das Haus. Kurz darauf musste er feststellen, dass ein Name genauso
gefährlich sein kann wie eine Hautfarbe.
Auf Grund seines jüdischen Nachnamens wurde er in seiner Schule von Mitschülern
mit rassistischen Schimpfwörtern beleidigt, getreten und verprügelt.
Zur gleichen Zeit beobachtete der kleine Marshall seinen Onkel, der die
Großmutter pflegte. Ihm fiel auf, dass er das immer mit einem Lächeln tat.
Durch diese Erlebnisse fragte er sich, ob der Mensch gut oder böse sei. Kann
man ihm vertrauen oder nicht? Zwei Fragen prägen die Ursprünge seiner Arbeit
und sein gesamtes Werk: "Was geschieht genau, wenn wir die Verbindung zu
unserer einfühlsamen Natur verlieren und uns schließlich gewalttätig und
ausbeuterisch verhalten? Und umgekehrt, was macht es manchen Menschen möglich,
selbst unter den schwersten Bedingungen mit ihrem einfühlsamen Wesen in Kontakt
zu bleiben?"
1961 promovierte Marshall Rosenberg als klinischer Psychologe und wurde 1966
zum offiziellen Prüfer in klinischer Psychologie ernannt. Beeinflusst ist seine
Arbeit u.a. durch das Werk seines Lehrer Carl Rogers, durch Gandhis Ansatz zur
Gewaltfreiheit, sowie durch das Gedankengut von Riane Eisler und Walter Wink.
Zu der Zeit arbeitete er mit Aktivisten der Bürgerrechtsbewegung. Er
vermittelte auch zwischen so genannten "aufsässigen" Studenten und
der Verwaltung der Universität. Darüber hinaus unterstützte er Schulen, die
Rassentrennung an Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen aufheben
wollten.
Basierend auf seiner Erfahrung entwickelte Rosenberg die Gewaltfreie
Kommunikation als Mittel der Konfliktklärung und als gewaltfreie innere
Haltung.
1984 gründete er das "Center for Nonviolent Communication (CNVC)",
übersetzt "Zentrum für Gewaltfreie Kommunikation
(GFK)"...(Quelle:Schmidbauer u Holler)